Von wegen, Tatsachen! (8)

Dass man es mit Wahrscheinlichkeiten beim Faktillon nicht so genau nimmt, war bekannt. Doch mittlerweile scheint die Dreistigkeit der Redaktion des seit 2016 erscheinenden Faktenportals des Postillon ins Unendliche zu tendieren. 

 

Wie sonst ist folgendes Bild zu erklären:

Hier bedient sich der Faktillon einer sogenannten urbanen Legende, die schon seit 1977 durch das Internet geistert, nämlich dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens unbeabsichtigt ca. 23 Spinnen im Schlaf vertilgt. Dass dies schon fünf Jahre später durch eine wissenschaftlich fundierte Studie (veröffentlicht auf spiegel.de) längst widerlegt wurde, scheint den Faktillon nicht zu stören. Hier aber gerne noch mal die Fakten für Fürth: 

 

- Spinnen sehen Menschen - Veganer oder nicht - NICHT als Beutetiere an. Es gibt Ausnahmen, wie etwa Kankra, die seinerzeit Frodo Beutlin einwickelte. Da aber in unseren Breitengraden nicht dieselben klimatischen Bedingungen wie in Mittelerde herrschen, wird man hier auch kaum solche Exemplare antreffen. 

 

- Damit die Spinne im Mund landet, müsste sie sich schon von der Decke direkt in den Rachen eines auf dem Rücken liegenden schnarchenden Menschen abseilen. Das ist statistisch gesehen völlig unmöglich. Lange bevor die Spinne ihr Ziel erreicht, hat man vom Partner aufgrund nächtlicher Störgeräusche eine gescheuert bekommen und man schläft in Seiten- oder Bauchlage weiter. 

 

- Wenn wir etwas in den Mund bekommen, was uns nicht behagt, ist der erste Reflex ausspucken. Nicht hinunterschlucken (Siehe empirische Befragung von 1.000 Film-Darstellerinnen der Erotik-Branche aus dem Jahr 2014).

 

Was uns wieder zu den vom Faktillon erwähnten Veganern bringt: All die o.g. Fakten treffen schließlich auch auf Fleischesser zu. Es gibt also keinen Grund, diejenigen hervorzuheben, die sich fleischlos ernähren. 

 

Ganz im Gegenteil: Was dem Faktillon nämlich bisher offenbar entgangen ist, ist die schlichte Tatsache, dass es streng genommen gar keine Veganer gibt, da jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal zum Kühlschrank schlafwandelt, um dort in Trance eine Packung Fertigfrikadellen zu vertilgen. 

 

War sonst noch was? Ach ja. 

Und gäbe es beim Faktillon nur vier Lügenbilder weniger, würde er als seriöses Tatsachenportal durchgehen. 

 

Man kann nur mutmaßen, was den Faktillon dazu treibt, statistische Wahrscheinlichkeiten derart zu verdrehen. 

 

Was wird dort als nächstes behauptet? Dass durch die Entfernung der grünen Null beim Roulette die Gewinnwahrscheinlichkeit für ROT auf 53,56 % steigt? 

 

Eine Beschwerde beim Presserat und beim statistischen Bundesamt wurde eingereicht. 

SG

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