Von wegen, eine Zensur findet nicht statt

Dass der Postillon und sein Tatsachenableger Faktillon seine Leserinnen und Leser nun schon seit Jahren unreflektierte Beiträge vor die Füße schmeißt, war bekannt. Doch dass man die Beiträge der Flunkel-Fürther nun der öffentlichen Sicht entziehen will, finden selbst wir höchst bedenklich.

 

Wie sonst ist das folgende Verhalten des sozialen Netzwerks Instagram zu verstehen:

Da löscht Instagram einen Beitrag vom realpostillon (so heißt der Postillon auf Zuckerbergs Selbstdarstellungs-Netzwerk) und zwar ohne, dass das mit uns vorher abgesprochen gewesen wäre. Denn wenn man uns gefragt hätte, hätten wir eine Löschung selbstverständlich rundum abgelehnt, doch dazu gleich mehr. Der Beitrag, um den es übrigens geht, ist folgender:

Dieses Machwerk von Artikel, den der Postillon aufgrund fortschreitender Erderwärmung bereits letztes Jahr gepostet und dieses Jahr aus seinem verstaubten Archiv gezogen hat, muss von uns aufgrund der absurden These in der Überschrift erst gar nicht aufgeklärt werden. Der kruden Fantasie eierschaukelnder Postillon-Redakteure scheint auf jeden Fall kein Kernthema zu blöd zu sein, als dass man nicht noch einen Beitrag daraus stricken könnte. Doch darum geht es nicht, denn sowohl aufgeklärte Leser mit Liebe zur Wahrheit als auch Postillleaks himself haben ein großes Interesse daran, dass der Postillon seine Beiträge offen posten kann. Wir können nämlich nur aufdecken, was wir auch sehen (Nein, nicht die Hoden, Sie Ferkel!). 

 

Abgesehen von der Tatsache, dass man auf die Testikel der beiden abgebildeten Anzugträger ganz schön nah heranzoomen muss, um diese überhaupt als solche zu erkennen, nimmt der wir-zeigen-keine-Popos-und-Brustwarzen-und-Penisse-erst-Recht-nicht-Wahn von Instagram absurde Züge an.

Ob ein Satirehoden eine andere Zeigeberechtigung hat als ein Nicht-Satire-Hoden, damit können sich gern in Zukunft die Gerichte beschäftigen. Wir haben dann aber bezüglich anderer Inhalte auf Zuckerbergs Netzwerk die eine oder andere Frage: 

So ist ein Video einer vollkommen unzensierten Entmännlichung eines Hengstes mittels Skalpell ebenso auf Insta zu bestaunen wie der hochmodische und potthässliche Hodenrucksack. Wem das nicht abstrus genug ist, kann sich auch nach wie vor am Bild des Hodenkobolds erfreuen.

Alles nach wie vor online und unverpixelt. Vermutlich darf der Schund stehenbleiben, weil es sich hier um eine Art künstlerischen Kontext handelt (wer auch immer Hodenrucksäcke als Kunst bezeichnen möchte, aber irgendeiner findet sich ja immer) und das ist zwar diskutierens- aber auch begrüßenswert. Denn wenn wir alles weglöschen, was irgendeine Gruppe von Individuen irgendwie Bäh findet, wäre auf den Servern der Netzwerke wesentlich mehr Speicherplatz vorhanden. So müssen wir konstatieren, dass die Löschung eines derartigen Posts zwar mit den Regularien von Instagram übereinstimmt, sie aber leider weder den satirischen Ansatz des Postillon berücksichtigt (es wurde schließlich keine Pornografie im eigentlichen Sinne gezeigt) noch die schlichte Tatsache, dass der Post wohl hätte stehenbleiben dürfen, wenn der Photoshop-Phillip des Postillon die Hödchen durch den Peniskobold ersetzt hätten. 

 

Aber so ist das eben, wenn man ob der schieren Masse von Postings, die Instagram wohl vertragen muss, keinen Menschen drüber schauen lässt, sondern Algorithmen entscheiden lässt, die die Fotos nach bösen Brustwarzen und Co. absuchen. Denn anders lässt sich Löschfall Nummer Zwei noch viel weniger erklären, der nur wenige Tage zuvor das Tatsachenportal des Faktillon auf Instagram betraf. Es geht um folgendes Bild:

Auch hier soll es weniger um den Inhalt gehen. Dass Hitler 1945 starb und die Beatles sich erst 15 Jahre später gründeten, weiß schließlich jeder - bis auf jene Postillonfanboys, die vermutlich an die Zeitmaschinentheorie der Nazis glauben. Dann könnte es natürlich wieder passen. Doch auch hier verstanden die Zensurroboter von Instagram keinen Spaß und sperrten das Bild. Die Begründung fällt sogar noch ein Stück weit kurioser aus:

Interessanterweise geht es hier gar nicht mal um Hitler an sich (es werden keine rechtsextremen Motive bemängelt oder ähnliches), was auch komisch wäre, denn Instagram ist voller Bilder mit dem Hashtag #adolfhitlerjokes. Stattdessen wird hier von "Aufforderung oder Androhung zur Gewalt" gesprochen. Wir haben das Bild nun sehr lange abgesucht und kommen zu dem Schluß, dass diese Aufforderung sich wohl in den Worten BEATles und HITler verstecken muss. Oder anders: Neben Brustwarzen verpixeln und Hoden ein Koboldkostüm nähen muss man nun scheinbar auch darauf achten, Gewaltaufforderungen nicht im Subtext eines Faktenbildes unterzubringen und bitte schon gar nicht in einer anderen Sprache. Wir sind uns ziemlich sicher, dass der Faktillon nämlich mit seinem Bild nichts anderes sagen wollte, als dass Hitler bis zu seinem Tod großer Beatles-Fan war. Wäre stattdessen "Adolf" großer Fan der "Backstreet-Boys" gewesen, würde der Fakt wohl heute noch da stehen, Hitler hin, Hitler her. 

 

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Diese Art der Selektierung ist - bei aller Liebe zur Masse an Bildern, die sekündlich ins Netz geballert werden - ein Armutszeugnis und ein leiser Vorgeschmack dessen, was einen mit Artikel 13 erstmal erwartet, wenn er kommt wie angedacht. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass man Inhalte dann nicht mal mehr temporär zu Gesicht bekommt, weil sie schon beim Upload blockiert werden.

 

Was natürlich nicht für den Hodenkobold gilt. Weil Kunst oder so. 

 

Man kann nur mutmaßen, wo die Reise demnächst im Netz hingeht. Wir können uns nur wiederholen: Aufgeklärt werden kann nur das, was wir sehen. Streit und Meinungsaustausch findet nur dort statt, wo der Kunst ein Raum zum Atmen gegeben wird. Wenn dieser Raum beschnitten wird von Menschen, die zu bequem für eine Bewertung sind, sollte uns das allen große Sorge bereiten, Postillon-Fanboys ebenso wie Postillleaks-Followern. 

 

In diesem Sinne: Im Logo getrennt, in der Sache vereint. 

 

Diese Zensur braucht kein Mensch.

SG

Kommentare: 3
  • #3

    Cliffhanger (Donnerstag, 13 Dezember 2018 14:26)

    Das ist ja auch eine Lüge! Versuch macht kluch...
    Ps: Bee Gees waren mir auch zu hardcore.

  • #2

    Kleiner Timmy von Postillon (Montag, 03 Dezember 2018 22:29)

    Die Beatles haben halt eine sehr agressive Musik, da bleib ich lieber bei Kollegah und Farid den alten Schulhofpöblern.

  • #1

    Dick van Sack (Montag, 03 Dezember 2018 16:13)

    Hodensack ist doch der letzte Schrei...
    https://i.pinimg.com/originals/ac/71/6e/ac716ed839809904100a75788145f6d6.jpg