Von wegen, Frau findet Gegenstand in Handtasche auf Anhieb

Dass der Postillon massive Probleme mit der Stochastik hat, war zu 97 Prozent bekannt. Doch dass man in der seit 1845 erscheinenden Zeitung über "Tatsachen" berichtet, die unwahrscheinlicher sind, als beim Stuhlgang von einem Lottogewinner ermordet zu werden, finden wir zu 100 % beängstigend. 

 

Wie sonst ist folgender Artikel zu erklären? 

Da behauptet der Postillon ernsthaft, dass eine Frau namens Katja Eckers ihren Lippenbalsam auf Anhieb in ihrer Handtasche gefunden hat.

 

OHNE zu suchen oder die Tasche auszukippen!

 

Man muss jetzt keine 17 Semester Wahrscheinlichkeitsrechnung studiert haben, um auch diesen Beitrag der findigen Fürther in das Reich der Fabeln zu verbannen. 

Wir haben Katja Eckers angerufen und ihre Version klingt naturgemäß etwas anders:

 

"Alleine das Titelbild. Was für ein Fake! Die haben mich in dem Moment fotografiert, wo mir mein Tetra Pack Aperol Spritz in der Tasche geplatzt ist und mir der ganze Siff schon seitlich an den Beinen runterlief. Es hat ewig gedauert, die Packung zu finden, ich musste erst mal die Kettensäge aus der Tasche rausbekommen..." 

 

Die Behauptung, sie hätte einen NICHT blinkenden, NICHT vibrierenden und KEINE Töne von sich gebenden Lippenbalsam auf Anhieb in ihrer Tasche gefunden, lässt Katja Eckers am Ende der Leitung schrill gackern. 

"Sehe ich vielleicht aus wie ein Artist beim Zirkus Flic-Flac? Ich habe den Jungs vom Postillon erzählt, dass ich mal ein Sabbatjahr genommen habe, um besagten Lippenbalsam in meiner Tasche zu finden. Ich habe denen sogar das Foto gezeigt, wie ich IN meine Tasche hineingekrochen bin. Wie kommen diese Lügenbolde dazu, die Story derart umzustricken?!?" 

 

Wissen wir nach Ansicht des besagten Fotos auch nicht: 

Katja Eckers auf der Suche nach ihrem Lippenbalsam
Katja Eckers auf der Suche nach ihrem Lippenbalsam

Auch die vom Postillon nett drapierte Picknickdecke mit dem angeblich durchschnittlichen Inhalt einer Handtasche lässt Katja Eckers fast sprachlos zurück: 

 

"Offenbar tragen die Jungs da nicht allzu oft Handtaschen, sonst wüssten sie, dass die paar Sachen locker ins Seitenfach passen. Ich hab mal meine Tasche komplett ausgekippt. Foto schicke ich euch per Email." 

 

Haben wir bekommen: 

Katja Eckers Handtascheninhalt
Katja Eckers Handtascheninhalt

Man kann nur mutmaßen, was den Postillon dazu veranlaßt, seinen Lesern einen derartig unwahrscheinlichen Quark als Wahrheit anzubieten. 

 

Was will man dort als nächstes behaupten? Dass ein Mann einen USB-Stick auf Anhieb richtig herum in seinen Laptop steckt? Oh...Moment mal...

 

Eine Beschwerde beim Presserat und bei der Fakultät für Mathematik in Karlsruhe wurde eingereicht. Die Antwortwahrscheinlichkeit liegt bei 14,5 Prozent. 

SG, Fotos: Shutterstock

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Kommentare: 1
  • #1

    Ein Leser (Mittwoch, 05 Juli 2017 13:43)

    Ach menno. Nun habt ihr einen so tollen Aufklärungsartikel geschrieben und die Unwahrheiten des Postiilon gnadenlos aufgedeckt. Und dann ist euch doch noch ganz am Schluss einen Fehler unterlaufen: Die Antwortwahrscheinlichkeit des Presserats liegt natürlich maximal bei 1,45%, nicht bei 14,5%.
    Warum? Ganz einfach: Der Postillon hat ihm erst vor kurzem ein paar schwarze Aktentaschen zugeschoben, damit Ablage P (für Postillon) auch weiterhin mit dem Papierkorb identisch bleibt. Da bleiben kaum noch Hoffnungen, dass dem hinterhältigen Lügenblatt von dieser Seite Einhalt geboten wird.
    Also macht weiter so! Ihr seid unsere letzte Hoffnung!!