Von wegen, Mann nach schwerer Tupper-Lawine vermisst

Dass der Postillon mit Werbung seine Lügenartikel finanziert, war bekannt. Doch dass man in der seit 1845 erscheinenden Zeitung neuerdings mit seiner Reklame sämtliche Pietät beerdigt, stürzt uns in tiefe Trauer. 

 

Wie sonst ist folgender Artikel zu erklären? 

Da behauptet der Postillon ernsthaft, der Familienvater Michael B. sei von einer Tupper-Lawine überschüttet worden, nachdem er einen Küchenschrank zu schnell geöffnet hatte. 

 

Winfried Zengler, Bergführer und Lawinenforscher, kann über den vermeintlichen Plastikbehälter-Abgang nur müde lachen: 

"Schneelawinen sind deswegen so gefährlich, weil sie über dem Verschütteten ein irrsinniges Gewicht entwickeln. Das ist bei Tupperdosen aber anders. Selbst die in einem Durchschnitts-Haushalt vorhandenen 1.750 Plastikbehälter wiegen aufaddiert gerade mal 8,3 Kilogramm. Außerdem gibt es zwischen den einzelnen Dosen genügend Lücken, die die Sauerstoffversorgung problemlos aufrechterhalten. Der Betroffene kann einfach unverletzt aufstehen." 

 

Warum aber erfinden die Fabulier-Fürther eine derartige Geschichte, in der "trauernde" Hinterbliebene und "fleißige" Rettungskräfte ein erschütterndes Bild abgeben? Hauptgrund dürfte die (mittlerweile entfernte) Werbung direkt neben dem Artikel sein: 

Schleichwerbung, wie sie ekelhafter nicht sein könnte...
Schleichwerbung, wie sie ekelhafter nicht sein könnte...

Dort empfiehlt der Postillon das Bestattungshaus Tupper - Frische für den letzten Weg! Und das direkt neben dem Tupper-Lawinen-Artikel. 

Treu(doof)en Lesern der Lügenjournaille kommt das Bild wohl sowieso bekannt vor. Kein Wunder, erschien doch am 02. Februar 2015 im Postillon ein Artikel namens Länger frisch: Tupperware bietet ab sofort auch Särge und Urnen an , der schon damals NICHT als Werbung gekennzeichnet war. 

Kann Tupper-Särge nicht empfehlen: Helmut Zierl von Stiftung Warentest
Kann Tupper-Särge nicht empfehlen: Helmut Zierl von Stiftung Warentest

So ein Geschäftsgebaren kennt man eigentlich nur von Senfblättchen wie Das goldene Blatt oder Blitz-Illu.

Hinzu kommt: Stiftung Warentest hat die Tupper-Särge getestet und fällt ein vernichtendes Urteil!

Von 23 getesteten Tupper-Totenkisten ließ sich bei mindestens 19 der Deckel nicht richtig schließen. Von Frische kann hier überhaupt keine Rede sein, da Würmer und anderes Getier unter der Erde noch schneller an den Leichnam gelangen als in herkömmlichen Särgen.

 

Man kann nur mutmaßen, was den Postillon dazu veranlaßt, eine derartige Horrorgeschichte von einem angeblich verschütteten Familienvater zu veröffentlichen. 

 

Was will man dort als nächstes behaupten? Dass Männer, die sich auf einer Thermomixparty verlaufen, dort zu Hackfleisch verarbeitet werden? 

 

Eine Beschwerde beim Presserat und bei der Firma Tupper (zusammen mit einer Deckelreklamation) wurde eingereicht. 

SG, Bild Wissenschaftler: Shutterstock

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Kommentare: 1
  • #1

    BrownJenkins (Montag, 24 Juli 2017 18:15)

    LMAO