Von wegen, Tatsachen! (15)

Dass beim Faktillon niemand arbeitet, der seinen Doktor in Medizin gemacht hat, war bekannt. Doch dass die Redaktion des seit 2016 erscheinenden Faktenportals des Postillon gesundheitsgefährdende Tipps unter das Volk bringt, halten wir für grob fahrlässig. 

 

Wie sonst ist folgendes Bild zu erklären:

Da behauptet der Faktillon ernsthaft, man würde Zeit beim Zubinden der Schuhe sparen, wenn man sich einen Fuß abhackt. 

 

Wie genau man beim Amputationillon auf diesen hanebüchenen Unfug kommt, ist nicht ganz klar, weil eine Erklärung wie immer ausbleibt. Ist aber auch kein Wunder: es gibt mal wieder keine.

 

Es fängt schon mit inhaltlichen Fehlern an (und das bei nur einem Satz!), der sich sogar in ein Paradoxon auswächst. Lesen wir noch mal genau: Man spart jede Menge Zeit beim Zubinden der Schuhe, wenn man sich einen Fuß abhackt.  

 

Hackt man sich EINEN Fuß ab, muss man sich logischerweise auch nur noch EINEN Schuh zubinden. Naja, vielleicht war das Lektorat an dem Tag auch nicht besetzt. Weitere Details wären wichtig gewesen: Hackt man sich als Rechtshänder den linken Fuß ab? Oder umgekehrt?

 

Bringen kaum Zeitersparnis beim Schuhe zubinden: Fußamputationen mit Teppichmessern.
Bringen kaum Zeitersparnis beim Schuhe zubinden: Fußamputationen mit Teppichmessern.

Was aber viel schwerer wiegt ist die Tatsache, dass der Amputierende hier eigentlich gar nichts spart. Kurz nach Durchtrennung von Muskeln, Sehnen und Knochen, wofür auch noch ein ziemlich heftiger Axtschwung nötig ist, geht es erst mal ins Krankenhaus, den Stumpf fachmännisch versorgen lassen. Es folgt ein längerer stationärer Aufenthalt, zahlreiche Operationen, die eine oder andere Nachfrage von Chirurgen, Polizisten, Versicherungsvertretern (Fachbereich Schadensregulierung im Bereich Unfallversicherung), sowie das Bestellen, Anpassen und Trainieren mit der Fußprothese. Zum guten Schluß kommt man irgendwann drei Monate später heim und fragt sich, wie man nun das getrocknete Blut vom Fußboden entfernen soll. 

 

Wir haben nachgerechnet. Das Zubinden eines Schuhs nimmt bei einem eingeübten Schuhzubinder ungefähr 5 Sekunden in Anspruch. Das Abhacken eines Fußes kostet den Hackenden hingegen 7.776.000 Sekunden (90 Tage Krankenhausaufenthalt x 24 Stunden x 60 Minuten x 60 Sekunden), da ist die Schrubberei am Boden nicht mal mitgerechnet. Dividiert man die 7.776.000 verlorenen Sekunden durch die 5 Sekunden, die es dauert, sich einmal den Schuh zuzubinden, hat man durch die Hackerei 1.555.200 Schuhzubindungen VERLOREN. Selbst ein eifriger Schuhzubinder, der seinen Schuh vier mal am Tag schnürt, hat diesen Zeitverlust erst nach 1.065 Jahren wieder drin. Glückwunsch Faktillon und Danke für nichts. 

 

Hat im Gegensatz zu vielen Tatsachenbildchen des Hacktillon Hand und Fuß: Bild eines Menschen mit Händen und Füßen.
Hat im Gegensatz zu vielen Tatsachenbildchen des Hacktillon Hand und Fuß: Bild eines Menschen mit Händen und Füßen.

Das alles wäre nicht so schlimm, wenn der nicht gerade kleine Kreis gutgläubiger Faktillon-Leser nicht jeden Nonsens glauben würde, den man ihm aus Fürth vor die Füß...den übrig gebliebenen Fuß schmeißt. Wir sehen schon steigende Krankenkassenbeiträge nach der nächsten Bundestagswahl: Verursacht durch die Lügenbilder des Faktillon. Wo ist dieser Herr Maas eigentlich, wenn man ihn mal braucht? 

 

Natürlich könnten wir das Ganze jetzt noch ein bisschen weiterspinnen. Warum nicht beide Füße abhacken? Dann hätte sich das mit dem Zubinden komplett erledigt. Alternativ könnte man sich aber auch die Hände abhacken, dann könnte man sich die Schuhe von einer netten Pflegerin zubinden lassen. In letzter Konsequenz wäre es auch möglich, sich eine Guillotine aus dem Baumarkt zu besorgen und sich von seinem Kopf zu trennen. Dann muss man sich nämlich gar keine Gedanken mehr machen. 

 

Wir vermuten: Von so jemanden ist auch dieses Lügenbild verfasst worden.

 

Man kann nur mutmaßen, wieso der Faktillon einen derartigen Quatsch verbreitet. 

 

Was will man dort als nächstes behaupten? Dass die zeitliche Problematik des Schuhezubindens elegant durch eine Erfindung namens Klettverschluss zu lösen wäre? 

 

Je eine Beschwerde beim Presserat sowie beim Verband für die Verbesserung der prothetischen Versorgung (ÜBERSTUNDEN!)  wurde eingereicht.

SG

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Kommentare: 1
  • #1

    Frau R. (Sonntag, 04 Juni 2017 13:45)

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