5 Gründe, warum man sich den BER-Bausimulator des Postillon besser nicht runterladen sollte

Dass man beim Postillon mit seiner Berichterstattung mitverantwortlich dafür ist, dass der BER so spät eröffnet, war bekannt. Warum man jetzt auch noch ein Handygame zu Deutschlands größter Pleitebaustelle programmieren musste, weiß man in Fürth offenbar selbst nicht genau.

 

Wie sonst ist folgender Artikel erklärbar?  

Da veröffentlicht der Baustellion tatsächlich eine App, in der Spielerinnen und Spieler in die Rolle des BER-Bauchefs schlüpfen, um den Berliner Flughafen fertigzustellen.

 

In der Spielbeschreibung im Playstore bei Google und im App-Store von Apple versprechen die Flunkelfürther dabei allerlei Features, die das Spiel zu bieten hätte.

Postillleaks hat sich alle angeschaut und führt 5 Gründe auf, warum man sich diese App besser sparen sollte.

 

1. Von wegen realgetreue Simulation der Bauabläufe:

Von versprochener Authentizität kann im Spiel leider zu keinem Zeitpunkt die Rede sein. Eine einfache Recherche im Netz ergab, dass keine der im Spiel genannten Baufirmen (z.B. Bil Licke Baugesellschaft mbH oder Wir haben Zeit GmbH & Co) existiert oder je existiert hat. Den Blick in diverse Handelsregister ersparen wir uns daher.

 

Noch schlimmer wiegt die Tatsache, dass die eigentliche Zeitdauer im Spiel viel zu schnell abläuft. Wer hier ein Gefühl dafür bekommen möchte, wie lang es wirklich gedauert hat, den Flughafen zu bauen, bekommt keinerlei Einstellungsmöglichkeit angeboten. Selbst im langsamsten Geschwindigkeitsmodus dauert eine Stunde im Spiel eine Sekunde in echt. Was für ein Unding. Hier muss das Entwicklerstudio Illusive Reflection unbedingt nachbessern.

 

2. Von wegen unter Verschluss gehaltene Mängel

Wer denkt, dass es mit dem Aufbau von Gebäuden getan ist und man so das Spiel in Ruhe durchzocken kann, der wird bitter enttäuscht. Andauernd ploppen während des Bauprozesses gravierende Mängel auf, die nur unter Einsatz von weiterem Spielgeld zu beheben sind. Diese Mängel sind angeblich unter Verschluss gehaltene echte Mängel. Gut, man kann natürlich glauben, dass (Achtung: SPOILER) eine böse Fee das zu bauende Gebäude verflucht hat, die Landebahn mit Teppich ausgelegt oder ein Pharao im Lüftungskanal gefunden wurde. Aber dann muss man sich natürlich nicht wundern, wenn man von uns als unreflektierter Fanboy des Postillon gelabelt wird.

 

3. Von wegen fotorealistische Grafik

Auf seiner Internetseite bewirbt der Postillon den Simulator mit "fotorealistischer Grafik" und baut dabei ein echtes Bild des BER in das Spiel-Interface ein (wie überraschend). Im fertigen Spiel ist davon natürlich nichts mehr zu sehen. Weder gibt es einen vernünftigen Tag-Nacht-Wechsel (obwohl die Uhrzeit dies suggeriert), noch erkennt man bei größter Zoomstufe eine Maserung im Asphalt der Landebahn. Lächerlich.

Und: Gebäude werden offenbar wie von Zauberhand fertiggestellt. Im gesamten Spiel ist nicht ein einziger Bauarbeiter zu sehen. Das mag zwar in Anlehnung an die echte Baustelle des BER korrekt sein, aber war es denn wirklich zu viel verlangt, hier und da ein paar Bagger, Kräne und pornoheftlesende Arbeiter zu programmieren, die die Schundgrafik wenigstens etwas aufwerten?

 

Der Postillon verspricht fotorealistische Grafik. Können Sie die einzelnen Grashalme sehen, die sich im Berliner Vormittagswind bewegen? Nein? Wir auch nicht.
Der Postillon verspricht fotorealistische Grafik. Können Sie die einzelnen Grashalme sehen, die sich im Berliner Vormittagswind bewegen? Nein? Wir auch nicht.

4. Von wegen mitreißender Sound

Gut, wir müssen zugeben, von mitreißender Spielmusik hat der Postillon an keiner Stelle gesprochen. Das wäre dann auch etwas zu viel des Guten gewesen, denn die einschläferne Plätschermelodie, die dem Handynutzer hier ins Ohr gespült wird, wäre schon gruselig genug, wenn sie nicht in einer Tour von Hämmergeräuschen begleitet werden würde. Ja, auch wenn im Spiel gerade tiefste Nacht ist. Wie das mit dem Arbeitsschutz der im Spiel unsichtbaren Bauarbeiter zu vereinbaren ist, damit werden sich in Zukunft die Gerichte beschäftigen müssen.

 

5. Von wegen einheitliche Belohnungen nach dem Durchspielen für Android- und Apple Nutzer

Nutzern beider Systeme wird bei erfolgreicher Eröffnung des Flughafens vor dem Jahr 2030 eine Karte des heiligen Grals versprochen, für den angeblich nur der Postillon die GPS-Koordinaten hätte. Doch nur bei Android gibt es zusätzlich Nacktbilder von Scarlett Johannson und Ryan Gosling zu sehen, die man als Belohnung für das Durchspielen bekommt. Warum Apple-Nutzer hier diskriminiert werden, sollte man mal in einem veritablen Social-Media-Shitstorm in Richtung Postillon klären.

 

Man kann nur mutmaßen, warum der Postillon ein derartiges Spiel über den BER veröffentlicht und ihn so nur noch mehr in Misskredit bringt. Und wer denkt, dass man den Flughafen in diesem Spiel fertigstellen kann, glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann. Immerhin: gleiche Zielgruppe. So ist das in der Spielbeschreibung angekündigte Frusterlebnis der Fürther immerhin das einzig eingelöste Versprechen in diesem Machwerk.

 

Was wird man dort als nächstes programmieren? Ein Point and Click Adventure in der Postillon-Redaktion, wo man das Benzin für die Kettensäge suchen muss?

 

Der Presserat und der Verband der deutschen Gamebranche e.V. wurde informiert.

SG

Kommentare: 2
  • #2

    PK (Donnerstag, 14 Mai 2020 08:03)

    Ich finde es ja eher zu Kritisieren, dass es ungleich zur Realität axiomatisch unmöglich ist den BER bis 2020 fertig zu stellen. Außerdem ist in der App ein großer Logik Fehler. Meine Meinung nach gibt es keinen Grund den Bau abzubrechen nur, weil Deutschland zerstört wurde. Ich mein ja nur, macht das in Berlin, Brandenburg oder NRW überhaupt einen Unterschied?

  • #1

    PiloTom (Dienstag, 12 Mai 2020 14:44)

    �� Ich würde gern, der Gerechtigkeit halber, eine gleiche App für die Schließung des EDTT anregen. ��