Von wegen Fakir schafft es, nur einen einzelnen Kartoffelchip aus Packung zu essen

Dass man beim Postillon oft über magische Dinge berichtet, die fern von jeglicher Realität liegen, war bekannt. Doch dass sich die Lügenbolde in ihrer seit 1845 erscheinenden Zeitung auf vermeintliche Wunder stürzen, die so nie passiert sein können, stimmt uns doch sehr bedenklich.

 

Wie sonst ist folgender Artikel erklärbar?  

Da behauptet der Kohlenhydratillon ernsthaft, dass der indische Fakir Haripal Viswansani aus Neu-Delhi vor laufenden Kameras lediglich einen (!) einzigen (!!) Kartoffelchip (!!!) aus einer frisch geöffneten Packung gegessen habe, ohne danach über Stunden hinweg ein zweites Mal zuzugreifen. Angeblich sei ihm dieses Kunststück sogar vor laufenden Kameras gelungen. Dass die Flunkelfürther diesen Videobeweis nicht auf ihrer Homepage veröffentlicht haben, hat einen einfachen Grund: Es gibt ihn schlicht und ergreifend nicht. 

 

Denn als wir den Fakir Haripal Viswansani in seinem Dorf in Indien besucht haben, klang die Geschichte schon ganz anders:

"Ja, diese Menschen aus Deutschland waren hier und haben sich als Mitarbeiter einer seriösen Tageszeitung ausgegeben. Sie haben diverse Packungen Chips mitgebracht und wollten diesen Bericht mit mir machen, wo ich nur einen einzigen Kartoffelchip aus der Packung verzehre und diese dann nicht mehr anrühre. Ich hab damals schon gedacht: Wofür halten die mich? Für eine Gottheit, oder was?"

 

Selbst die sonst so naiv-grenzdebilen Leserinnen und Leser des Postillon zeigten sich im Kommentarbereich äußerst skeptisch ob der angeblichen Wunderleistung des Inders:

 

Immer und immer wieder rissen die Redakteure des Postillon eine neue Packung für den Fakir auf und zwangen ihn, das vermeintliche Kunststück vorzuführen, das natürlich ein ums andere Mal scheiterte.

 

"Ich meine Hey: Das ist Glutamat. Absolutes Teufelszeug. Über glühende Kohlen laufen oder auf einem Nagelbett schlafen ist ja kein Problem. Aber Kartoffelchips? Immer und immer wieder griff meine Hand wie von einer unsichtbaren Macht gesteuert schon nach wenigen Sekunden in die Tüte hinein. Da war nichts zu machen." 

 

Als Haripal Viswansani die siebte Tüte leergegessen hatte und bereits über leichtes Unwohlsein in der Magengegend klagte, gaben die Redakteure entnervt auf. 

"Einer der beiden hat gesagt 'Komm, wir nehmen einfach eins der Fotos, wo er den letzten Chip aus der Packung nimmt. Die ganzen Krümel im Bart bekomme ich mit Photoshop schon weg, kein Ding.'"

 

Viswansani zeigt uns das ursprüngliche Beweisfoto:

So sah der Fakir vor der Photoshop-Bearbeitung aus. Die halbe Kartoffelchipspackung hängt ihm im Gesicht.
So sah der Fakir vor der Photoshop-Bearbeitung aus. Die halbe Kartoffelchipspackung hängt ihm im Gesicht.

Man kann nur mutmaßen, was den Funnyfrischillon dazu veranlasst, eine normale menschliche Schwäche in einen rekordverdächtigen Hokuspokus zu verwandeln.

 

Was wird man dort als nächstes behaupten? Dass eine Fee einem unendlich viele Wünsche erfüllt, wenn man sich von maximal drei Wünschen als letzten Wunsch unendlich viele Wünsche wünscht, obwohl das laut Feengrundgesetz eindeutig verboten ist?

 

Eine Beschwerde beim Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) und der Deutsch-Indischen Gesellschaft e.V. (DIG) sowie beim Presserat wurde eingereicht.

SG, Foto oben: Postillon, Foto unten: nad

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