Von wegen, der USB-Stick steckte beim ersten Mal richtig drin!

Dass man es mit der Wahrheit beim Postillon noch nie so genau genommen hat, war bekannt. Doch scheinbar ist man in der seit 1845 erscheinenden Zeitung nicht in der Lage, richtig- und falsch herum auseinanderzuhalten. 

 

Wie sonst ist folgender Artikel zu erklären? 

Dort behauptete der Postillon ernsthaft, dass es einem Zahntechniker namens Jochen Daichheim beim ersten Versuch gelungen sei, einen USB-Stick richtig herum in seinen Laptop gesteckt zu haben. 

 

Wir haben den Mann gefunden, der gar nicht Jochen Daichheim heißt, sondern Maik Bongartz* und der auch nicht Zahntechniker von Beruf ist und stattdessen einen eigenen Fashion-Blog** betreibt.

 

"Die vom Postillon haben mich von Anfang an belogen", erzählt Bongartz, während er mit Grauen an den Tag zurückdenkt, als zwei Redakteure von Deutschlands größter Satirezeitung ihn in einem Cafe ansprachen.

"Die sagten, ich käme ganz groß raus, sie würden einen Artikel über mich machen, ich hätte das gewisse nerdige Äußere und ob ich das mit dem USB-Stick nicht mal in deren Redaktionsräumen probieren wolle."   

 

Eine Entscheidung, die Bongartz Leben für immer verändern sollte. 
"Im Cafe waren die noch total nett, aber als wir in Fürth ankamen, wurde ich in einen kleinen Raum gesperrt. Man gab mir diese potthässliche Frodo-Beutlin-Gedächtnisjacke, 
eine Schachtel voller USB-Sticks und ein altes Macbook, von dem man - warum auch immer - das Apple-Logo abgekratzt hatte."

 Sehen harmlos aus, können aber einen geistig gesunden

Mann in den Wahnsinn treiben: USB-Sticks. 

Laut Bongartz stellte ein Postillonredakteur eine Video-Kamera auf, der andere schnauzte ihn an: "Und los! Beim ersten Mal, zackzack."  

 

Es hat natürlich nicht geklappt.

 

Maik Bongartz verfehlte ein ums andere Mal das Ziel, den USB-Stick richtig herum in den Laptop zu stecken. 

Nach ein paar Stunden fragte er voller Verzweiflung nach einem Glas Wasser, doch die vom Postillon hätten nur dreckig gelacht und gesagt: "Du bekommst ja nicht mal diesen Stick in den PC, da werden wir auch kein Wasser in ein Glas füllen. Mach weiter, Du Genie." 

 

Als Bongartz in den Abendstunden den dreitausendfünfhundertachzigsten ersten Versuch startete, den Stick in den Laptop zu bekommen, wagte er zu fragen, ob man nicht einfach den zweiten Versuch nehmen könne, der erste Versuch lasse sich doch sicherlich aus dem Video herausschneiden. 

 

"Die Reaktion war erneutes Gelächter. Der Postillon wäre eine seriöse Zeitung, die derartige Lügen nicht nötig hätten. Danach haben sie mir die Jacke vom Leib gerissen und mich aus der Redaktion geschmissen, ohne meine Handverletzungen zu versorgen."

Auch Monate später sind die Folgen des Martyriums noch nicht verheilt. 

Der Artikel erschien natürlich trotzdem. Mit einem völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Foto. 

"Sehen sie sich das Bild doch an? Das ist kein Siegesschrei, da habe ich nach dem 340. Versuch mit Gewalt gedroht. Da wusste ich aber auch noch nicht, zu was der Postillon und seine Schergen fähig sind."

 

Doch das Schlimmste stand Bongartz noch bevor. 

"Ich kann nicht mehr vor die Tür gehen. Auf Schritt und Tritt werde ich von Menschen verfolgt, die wollen, dass ich den Kniff wiederhole. Sie halten mir Ihre Laptops und Sticks hin und beschimpfen mich, wenn ich es nicht beim ersten Mal schaffe."

 

Auch die im Text erwähnten Einladungen zu Konferenzen hat es niemals gegeben. 

 

Professor Dr. Bernd Kühnemann von der TU Dortmund ist Experte für Stochastik. Seiner Meinung nach hat der Postillon fahrlässig gehandelt und Bongartz unnötig gequält:

"Die im Text erwähnte Wahrscheinlichkeit von 1:100.000.000 ist natürlich viel zu hoch gewählt, das ist schlampig recherchiert. Hätte der Postillon aber auch selbst rausfinden können. Sehen sie, die Wahrscheinlichkeit für den Gewinn des Lotto-Jackpots liegt bei 1:140.000.000 Millionen. Den gewinnt ständig einer. Aber wie viele Leute kennen sie, die einen USB-Stick beim ersten Mal richtig herum in einen Laptop stecken? Keinen? Na, bitte."

Ein gebrochener Mann Dank Postillon. 

Auf eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung hat Bongartz verzichtet, nicht nur aus Angst, den Redakteuren erneut im Gerichtssaal begegnen zu müssen. Er will mit der Sache abschließen.

Bongartz hat sein Äußeres verändert und wohnt auch nicht mehr in Rostock***.  

 

Man kann nur mutmaßen, was den Postillon dazu treibt, derartige Absurditäten in die Welt hinauszuposaunen. 

 

Was kommt als nächstes? Ein Bericht über einen Mann, der einen Tannenbaum falsch herum in den Tannenbaumständer einspannt? 

 

Der Presserat und der CCC (Chaos-Computer-Club) wurde informiert.

SG, Foto Hand: Perfect Lazybones, Foto Mann: Dima Sidelnikov, beide Shutterstock

 

* der richtige und echte Name ist unserer Redaktion bekannt. 

** eigentlich ist Maik Bongartz* seit der Sache gar nicht mehr im Internet.

*** er wohnt schon noch in Rostock, aber wir verraten seine Anschrift nicht. Deal with it, Postillon! 

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Kommentare: 1
  • #1

    riepichep (Samstag, 20 August 2016 13:21)

    Finde es gut, dass ihr die Hintergründe ermittelt und bekannt macht!

    Weiter so!