Von wegen, Neuwahlen an Heiligabend

Dass der Postillon mit seinen Lügengeschichten oft ganze Bevölkerungsschichten verunsichert, war bekannt. Doch dass man in der seit 1845 erscheinenden Zeitung mittlerweile keinerlei Skrupel mehr hat, das ganze Land aufzuschrecken, ist einfach ekelhaft. 

 

Wie sonst ist der folgende Artikel zu erklären? 

Da behauptet der Postillon ernsthaft, dass der Bundeswahlleiter Georg Thiel als möglichen Termin für Neuwahlen den 24. Dezember (ein Sonntag!) ausrufen würde. Dass man bei den gottlosen Schwindelfürthern offenbar keine Ahnung hat, dass am 24.12. HEILIGABEND gefeiert wird, soll nun wirklich niemanden überraschen. Auf die Bibel und das achte Gebot ("Du sollst nicht rumlügen!") kann eigentlich kein Mitarbeiter des Postillon schwören, ohne sich dabei spontan selbst zu entzünden. 

 

Vielleicht ist man sich des Datums aber in Fürth auch sehr bewusst und möchte auf pseudo-intellektuelle, vorwitzige Weise den Radio-Schenkelklopfer der ausfallenden Weihnacht aus den 80ern auf die neuzeitliche digitale Ebene hieven, frei nach dem Motto: "Im Rundfunk hat man früher die Kinder verarscht, heute machen wir das online mit ganz Deutschland!" 

Wir haben mal den Weihnachtsmann gefragt, was er von Neuwahlen an Heiligabend hält...
Wir haben mal den Weihnachtsmann gefragt, was er von Neuwahlen an Heiligabend hält...

Schön wäre gewesen, wenn man sich dann wenigstens bei der Umsetzung etwas mehr Mühe gegeben hätte. Stattdessen schwafelt der Postillon von einer im Grundgesetz verankerten Karenzproporzperiode, laut der Neuwahlen 30 bis 45 Tage nach dem Scheitern von Sondierungsgesprächen stattzufinden haben. Der sperrige Begriff Karenzproporzperiode hat immerhin satte drei (!) Einträge bei Google, alle beziehen sich auf den dreckigen Lügenartikel des Postillon.

 

Trotz dieses offenkundigen Unfugs hat sich in unserem Land offenbar eine naive Gutgläubigkeit breit gemacht, in der die Masse bereit zu sein scheint, jeden noch so großen Unsinn zu glauben, den man in Fürth absondert. So sah sich der Bundeswahlleiter gezwungen, das ganze per Twitter gerade zu rücken: 

Es ist grotesk: In den sozialen Medien findet eine Umfrage nach der nächsten statt, in denen die Bevölkerung fordert, dass der Einzelhandel an Heiligabend geschlossen bleibt.

Aber der Postillon verbreitet, dass die Wahllokale an Weihnachten besetzt sind und sich die ganze Familie um 18 Uhr nicht unter dem Tannenbaum, sondern vor dem Fernseher zum fröhlichen Hochrechnungssingen einfindet. 

 

Man kann nur mutmaßen, warum der Postillon einen derartigen Stuss über die prekäre politische Lage dieses Landes verbreitet. 

 

Was wird dort als nächstes behauptet? Dass Alexander Gauland (AFD) im ganzen Dezember für politische Veranstaltungen nicht zur Verfügung steht, weil er einen Nebenjob als kinderfressender Knecht Ruprecht angenommen hat? 

 

Eine Beschwerde wurde an den Presserat und an die Weihnachtswerkstatt (Nordpol) geschickt. 

SG, Bild Effenberg im Weihnachtsmannkostüm: Shutterstock

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