Von wegen, im Olympiabecken schwimmt ein Riesenoktopus!

Dass man es mit der Wahrheit beim Postillon noch nie so genau genommen hat, war bekannt. Doch scheinbar hat man sich in der seit 1845 erscheinenden Zeitung in der letzten Zeit zu viel Forelle-Vierkant (Fischstäbchen, d. Red.) zwischen die Kiemen gehauen. 

 

Wie sonst ist folgender Artikel zu erklären? 

Dort behauptet der Postillon ernsthaft, dass das Turmspringbecken bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro von einem Riesenoktopus heimgesucht wurde. 

Als "Beweis" muss einzig und allein ein manipuliertes Foto herhalten, das wohl vom Postillon-Praktikanten nach einer durchzechten Nacht an einem kaputten Monitor zusammengeschustert wurde: 

 

Nicht nur, dass der Postillon scheinbar Riesenoktopusse mit Riesenkalmaren verwechselt (passiert den Besten...). Darüber hinaus wurde das Tier auch noch stümperhaft ins Bild gesetzt: Kaum Reflexionen der Tentakel auf der Wasseroberfläche, kein Schattenwurf an den Wänden und die Zuschauer? Nicht der leiseste Anflug von Panik. Der Artikel musste wohl schnell raus... 

Postillon-Praktikantin bei der "Arbeit"...
Postillon-Praktikantin bei der "Arbeit"...

Auch die im Artikel erwähnte gefressene Turmspringerin Jasmina (hat die Frau keinen Nachnamen, wenn sie schon von einem Photoshop-Kalamari ermordet wird?) ist mutmaßlich den Splatter-Gore-Fantasien eines Postillonredakteurs entsprungen. 

Wir haben beim holländischen Turmsprungverband angerufen. Dort hat man von der Frau nie gehört, wie man uns versicherte:

 

"Wij kennen geen Jasmina. Ze komen uit Duitsland? Noem hier nooit weer!"*

 

Es verwundert schon sehr, dass der Postillon noch am Sonntag in seiner aktuellen PAMS (Rezension gibt's hier) die Athleten verdächtigte, mit ihrem gedoptem Urin die Ratten in der Kanalisation des olympischen Dorfs zu vergiften und hier nun die Augen zu macht, wenn es darum geht, den wahren Grund für das grün verfärbte Wasser im Sprungturmbecken zu ergründen. 

 

Dass Medikamente (*hust* Dopingmittel *hust*) die Grünfärbung des Urins ausgelöst haben könnten, der dann nach den oftmals blasenbelastenden Sprüngen durch die Sportler in das Becken gelangt ist, darauf kommt man in Deutschlands größter Satirezeitung wohl nicht. Warum auch? Ein gigantischer Tintenfisch erzeugt halt mehr Klicks. 

 

Dass diese Art von Journalismus sich sogar unmittelbar negativ auf das deutsche Bruttosozialprodukt auswirken kann, zeigt ein Tweet kurze Zeit später. 

 

Man kann nur mutmaßen, was den Postillon dazu treibt, derartige Absurditäten in die Welt hinauszuposaunen. 

 

Was wird dort als nächstes behauptet?

Dass Käpt'n Iglo Fahnenträger der Fidschis war? 

 

Eine Beschwerde beim Presserat wurde eingereicht. 

SG; Foto Kind: YanLev Shutterstock

 

*"Wir kennen keine Jasmina. Sie kommen aus Deutschland? Rufen Sie hier nie wieder an!" 

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