Rezension der PAMS 04/2016

Dass man die Sache mit dem Marketing beim Postillon noch nie so genau genommen hat, war bekannt. Doch scheinbar legt man es in der seit 1845 erscheinenden Zeitung darauf an, seine Leser postwendend zu verschrecken. 

 

Wie sonst ist folgender Sachverhalt zu erklären: 

Da ziehen wir tatsächlich aus unserem Briefkasten die aktuelle PAMS(Presselügen am Sonntag, Anm. d. Red.) heraus. Und zwar OHNE, dass wir diese bestellt oder geordert hätten. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie sich der Postillon einst über die BILD echauffierte, die kostenlos und ungefragt in allen deutschen Haushalten landete. Ist der Redaktion das Wort "Doppelmoral" bekannt, oder sollen wir die Wikipediadefinition ausdrucken, in einen Umschlag packen und dem Postillon zuschicken?!? 

 

Sei es drum, dachten wir uns und guckten mal rein. Was wir zu "lesen" bekamen, war wie erwartet: Halbseidene Zweidrittelwahrheiten im journalistischen Gewand. 

 

Schon die Titelstory war löchrig wie ein Schweizer Käse nach Schrotflintenbeschuss: 



Wir haben bei der DEHOGA angerufen. Dort hört man von der Einführung einer Obergrenze zum ersten Mal. Alle registrierten und mit Fussfesseln ausgestatteten Kellner seien vorschriftsmäßig bei ihrer Arbeit erschienen. Sprecher Eduard Winter gegenüber unserer Redaktion: "Ehrenamtlich an der Grenze helfen? Hahaha, da würden die ja genauso viel verdienen, wie im Gastronomiegewerbe. Warum sollten die das tun?"  

 

Der auf Seite 70 versprochenen Ratgeber mit Tipps, wie man das Dschungelcamp ignoriert, hat hingegen erst gar nicht den Weg ins Heft gefunden. Die Seiten sind leer. Vermutlich hat der Postillon Helena Fürst mit derart vielen SMS in die Dschungelprüfungen gewählt, dass man aus Kostengründen auf den Artikel verzichten musste. 

 

Zwanzig Seiten weiter dann der nächste Unfug: 



Vermutlich hat der Englandkorrespondent des Postillon zu viele Monty-Python-Filme konsumiert und sich einen eigensinnigen Humor bewahrt. Mit etwas hiesiger Recherche wäre es Deutschlands ältester Satirezeitung aber vielleicht nicht entgangen, dass Uli Hoeneß am 29.02.2016 vom 1. FC Freigang zur Borussia aus Tschüssknast wechselt. Ein Transfer in eine ausländische Gefängnisliga war also nie geplant. 

 

Nach diesen zwei Artikeln hatten wir die Nase voll wie Christoph Daum kurz vor seiner Bundestrainerkarriere. Immerhin: Das Heft eignet sich prima als Köttelunterlage im Käfig unseres Redaktionspavians. 

 

Man kann nur vermuten, was den Postillon dazu bewegt, seinen Lesern ungefragt eine Gratiszeitung zuzustellen. 

 

Was passiert als nächstes? Möchte er vielleicht seine Nachrichtensendung in unserem Keller drehen? 

 

Eine Beschwerde beim Presserat wurde eingereicht. 

 

P.S.: Vielen Dank auch für die auf dem Titelblatt ausgelobte Gratis-Mayo. Ich hoffe, ein Mitarbeiter aus der Postillon-Redaktion besitzt eine Bahncard, dann kann er günstig herkommen und unseren Briefkasten wieder sauber machen:

SG; Foto Kellner (M): LuckyImages / Shutterstock

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